Das Werk "Al-Muqaddima" von Ibn Ḫaldūn
15.11.2015 08:44
Al-Muqaddima ist die
Einleitung zum Hauptwerk Kitāb al-‘ibar von Ibn Ḫaldūn (Ibn Haldun), in dem er
sich mit der Geschichte der Araber und den Berbern befasst.
Al-Muqaddima enthält
methodische Vorbemerkungen und allgemeine Regeln von soziologischen Phänomenen.
Er schrieb sie zwischen den Jahren 1375 und 1378, wobei er bis zu seinem Tod
die Arbeit ständig überarbeitet und korrigiert hat.
Er versuchte mit
dieser Arbeit auch eine neue Wissenschaft zu etablieren. Er selbst meinte dazu: „Es ist dies gleichsam
eine in sich selbständige Wissenschaft, denn sie hat ein Objekt, und das ist
die menschliche Kultur und die menschliche Gesellung; sie hat
Frage(stellungen), und sie erklärt die Zustände, die mit dem Wesen (dieser
Kultur) zusammenhängen, einen nach dem anderen. So ist es mit jeder
Wissenschaft, die sich auf eine Autorität oder den Verstand gründet. Wisse, daß
die Abhandlung über dieses Objekt ganz neu erschaffen, von unbekannter Art und
von sehr großem Nutzen ist [...]“ (Ibn Chaldun. (1951). Ausgewählte Abschnitte
aus der muqaddima. (Aus dem Arabischen von Annemarie Schimmel, Übers.)
Tübingen: J.S.B. Mohr (Paul Siebeck), S. 11f)
Die Einleitung des
siebenbändigen Kitāb al-‘ibar, welche er als al-Muqaddima bezeichnet, besteht
aus einer methodologischen Vorrede und sechs Teilen. Der erste Teil beinhaltet
wiederum fünf Prologe. Man kann die al-Muqaddima durchaus mit einem Lehrbuch
vergleichen. Am Anfang begründet er die neue Wissenschaft, folgt dann streng
dessen Regeln, bestimmt auf diese Weise was Geschichte ist und nach welchen
Methoden sie erforscht werden soll (siehe ʿUmrān-Wissenschaft, Umran). Bei
dieser Geschichtswissenschaft geht es darum, die Natur der Dinge zu kennen,
Zusammenhänge zu erkennen, Beobachtungen zu begründen, Verschiedenheiten und
Übereinstimmungen durch Vergleich aufzuzeigen und schließlich Ursachen zu
erforschen.
Die sechs Kapitel
der al-Muqaddima gliedern sich wie folgt: Das erste Kapitel enthält Aussagen
über die allgemeinen Grundlagen der menschlichen Zivilisation, sowie über die
Geographie der damals bekannten Welt. Das zweite Kapitel befasst sich mit Ibn Ḫaldūn’s
Betrachtung über die auf einfachem, nomadisch-ländlichem, und auf Ackerbau und
Viehzucht spezialisierten Lebensweise beruhendem. Kapitel drei befasst sich
über die Grundlagen politischer Macht (unter Berücksichtigung des Kalifats als
besondere Herrschaftsform im Islam) sowie über die Ursachen, die zur Entstehung
von Dynastien und Reichen und zum damit verbundenen Übergang von der „niederen“
zur höherentwickelten, sesshaft-städtischen Lebensweise führen. Kapitel vier beschäftigt sich über die
sesshaft-städtische, vornehmlich auf Handel und Gewerbe beruhende Lebensweise.
Das vorletzte Kapitel befasst sich mit der Vielzahl der damaligen Gewerbe und
das letzte und sechste Kapitel handelt schließlich über die verschiedenen, an
die städtische Kultur gebundenen Wissenschaften und Künste.
Was das Thema dieser
Arbeit betrifft so kann man hauptsächlich im sechsten Kapitel der al-Muqaddima
viele Anhaltspunkte herauslesen.
In diesem Kapitel
geht es um „einleitende und anschließende Bemerkungen zu den verschiedenen
Arten von Wissenschaften, zu den Methoden und übrigen Aspekten der Unterweisung
sowie zu all den Dingen, die hiermit im Zusammenhang stehen“ (Ibn Khaldūn.
(1992). Buch der Beispiele. Die Einführung. al-muqaddima. (Bde. Übersetzung,
Auswahl, Vorbemerkungen und Anmerkungen von Mathias Pätzold). Leipzig:
Reclam-Verlag, S. 312).
Einige Überschriften der relevanten Abschnitte in diesem Kapitel:
1. Abschnitt: Wissen
und Unterweisung sind in der menschlichen Kultur.
2. Abschnitt: Die
Wissensvermittlung zählt zu den Gewerben
4. Abschnitt: Die
verschiedenen Wissenschaften, die es in der (muslimischen) Zivilisation dieser
Zeit gibt
5. Abschnitt: Die
Koranwissenschaften der Koranexegese und der Koranrezitation
6. Abschnitt: Die
Hadith-Wissenschaften
9. Abschnitt: Die
Grundlagen der Rechtswissenschaft und die zu ihr gehörende Dialektik und die
kontroversen Fragen
13. Abschnitt: Die
verschiedenen rationalen Wissenschaften
27. Abschnitt: Eine
(zu) große Menge an Fachbüchern über wissenschaftliche Themen ist bei der
geistigen Aneignung (eines Wissensgebietes) hinderlich
28. Abschnitt: Eine
(zu) große Menge an wissenschaftlichen Kompilationen gereicht der
wissenschaftlichen Lehre zum Schaden
29. Abschnitt: Wie
man die Wissenschaften in der richtigen Weise vermittelt und Nutzen daraus
zieht
31. Abschnitt: Das
Schulwesen. Die unterschiedlichen Lehrmethoden in den großen islamischen
Städten
32. Abschnitt: Härte
gegenüber den Studenten gereicht diesen zum Schaden
33. Abschnitt:
Reisen, um Kenntnisse zu erwerben und den anerkannten Professoren zu begegnen,
vervollkommnet die Ausbildung erheblich
36. Abschnitt: Die
Wissenschaften der arabischen Sprache
Literaturhinweis:
Erkan Erdemir
(2014). Vergleich der Bildungsansichten von Ibn Haldun und Wilhelm von Humboldt
(Masterarbeit). München: GRIN Verlag GmbH
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