Koran-Pädagogik
11.01.2015 19:55
Der Koran spricht die meisten Themen an, die auch in der
Philosophie Geltung haben. Er bringt den Menschen zum Nachdenken über die
Themen: Mensch-Natur, Anfang-Ende der Zeit, zwischenmenschliche Beziehungen,
Wissen, Werte, Mensch-Erschaffer Beziehung usw.
Wobei diese Themen in der Philosophie als Gedanken und Ratschläge
verstanden werden, spricht der Koran hierbei von „Geboten“.
Das Ziel einer Gesellschaft ist, „einen idealen Bürger“
heranzuziehen, der sich der Kultur und den Gesetzen der Gesellschaft anpasst.
Das Ziel des Korans ist es aber „einen guten Menschen“
heranzuziehen, der ein guter Diener Gottes ist und der in dieser Sache sich
anstrengt. Alle Taten des Menschen sollen deshalb so gemacht werden, um ein
guter Mensch zu sein.
Deshalb spricht der Koran, von seinem ersten Vers an folgende
Fragen stets an:
- Was ist der Mensch? Was ist seine Beziehung zur Natur?
- Wie wurde er geschaffen?
- Was ist seine Aufgabe?
- Welche Rolle hat er in seinem Leben?
- Wie ist seine Energie? Wo sind seine Grenzen?
- Was ist das Leben?
- Was ist der Tod? Was erwartet ihn nach dem Tod?
- Gibt es ein ewiges Leben nach diesem vergänglichen Leben?
Allah hat den Menschen diesbezüglich Verstand und Kraft gegeben, um
sich mit diesen Fragen zu beschäftigen um die Wahrheit zu erkennen.
Damit der Mensch seine Kräfte richtig einsetzen kann und seine
Aufgaben richtig bewältigen kann, zeigt der Koran folgende Ziele:
- Die quranische Erziehung ist universal. Denn Allah ist der Herr
aller Welten und der Erzieher. Allah gibt jeden seiner Geschöpfe die gleiche
Zuwendung.
- Alle Geschöpfe sind verschiedenartig mit bestimmten Eignungen und
Aufgaben erschaffen worden und fügen sich den Gesetzesmäßigkeiten Gottes.
- Die quranische Erziehung ist konform mit den individuellen
Bedürfnissen des Menschen. Der Mensch besitzt Bedürfnisse wie, Familie, Kinder
und Güter zu besitzen.
- Der Koran gibt der Wissenschaft einen hohen Stellenwert. Der
Koran lädt den Menschen ein, nachzudenken, zu recherchieren und schließlich zu
begreifen, dass alles von dem Mächtigen erschaffen wurde. Die Mächtigkeit der
Völker hängt auch mit ihrem Wissen zusammen.
- Der Koran möchte, dass der Mensch genauso sich für das Diesseits
engagiert, wie er das für das Jenseits macht. Es muss ein Gleichgewicht
vorhanden sein. Der Mensch darf sich von der Gesellschaft nicht abkoppeln und
nur hinter Gottesdienst sein.
- Der Mensch wurde als „ahsani takwim“ erschaffen, d.h. er ist
höherrangig als aller anderen Geschöpfe. Eigentlich sind alle anderen Geschöpfe
zu Gunsten des Menschen erschaffen worden. Deshalb muss er sich bewusst werden,
dass er der Statthalter Gottes auf Erden ist und Verantwortung trägt.
- Der Koran sagt zu uns über den Propheten Muhammed (a.s.) „Und
gewiß, du verfügst doch über einen vortrefflichen Charakter.“ (68:4). Wahrlich
sein Charakter ist der Charakter des Korans. Wer die Pädagogik des Korans
verstehen will, muss deshalb neben dem Koran das Leben und den Charakter des
Gesandten (a.s.) gut kennen.
Vorschläge:
Die Koran-Pädagogik hat ein historisch belegtes erfolgreiches
Erziehungssystem eingeführt.
Aber dennoch muss der Koran in unserer Zeit noch mal aufgegriffen
werden und über seine Erziehungsziele nachgedacht werden. Vor allem müssen
Grundsätze geschaffen werden und recherchiert werden, wie der Koran die erste
muslimische Gesellschaft so erfolgreich erzogen hat.
Die quranische Erziehung ist konform mit den individuellen
Bedürfnissen des Menschen. Es gibt die Möglichkeit mit den heutigen
Erkenntnissen der Psychologie neuere Erziehungsmethoden zu entwickeln.
Die quranische Erziehung ist gegen jeglichen Fanatismus. Er öffnet
in erster Linie dem Menschen, vernünftig zu denken.
Der Koran hat stets die Wissenschaft gelobt. Deshalb sollten vor
allem die muslimischen Akademiker sich dies bewusst sein und mit allen
Möglichkeiten dieser Verantwortung gerecht sein.
Es ist offensichtlich, dass die Koran-Pädagogik in der Lage ist die
Probleme der Menschheit zu lösen. Deshalb ist es zwingend erforderlich, über
die Erziehungsziele des Korans sich Gedanken zu machen, und sich
weiterzubilden…
Apropos weiterzubilden… Wie wäre es denn mit der Einrichtung eines
„Koran-Instituts“??
Erkan Erdemir, MA
Muslimischer Religionspädagoge
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